India


Reise ins Herz – Mutter India
SMD Reise 2009
Von Barbara Barco




Der erste Schritt auf den Boden des indischen Subkontinents im Flughafen von Goa, und auch der letzte, bevor wir Indien wieder verliessen, haben mich zutiefst berührt und erschauern lassen. Einmal, weil sich mir ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung brachte, und dann, weil diese Reise meine Vorstellungen bei weitem übertrafen; sie wurden lebendig!

Nach zwei Tagen in Goa, wo wir uns etwas anklimatisierten, und ich erste Eindrücke der Vielfalt und Buntheit, der Kontraste und Gegensätze einfangen durfte, ging die Reise per Taxi weiter direkt nach Sringeri, ins Hochland des Staates Karnataka. Sringeri ist der südliche Hauptsitz der Shankaracharya Tradition, es gibt für alle vier Himmelsrichtungen einen, und es ist ein bekannter hinduistischer Pilgerort. Auffallend war, dass hier kaum westliche Touristen waren, wir fielen überall durch unsere weisse Hautfarbe auf. Wir wurden überall freundlich begrüsst und machten herzliche Begegnungen mit den Bewohnern vom Ort. Es kam auch zu lustigen Begebnissen; so wollte einmal eine Mutter, dass ich ihr Baby berührte, was scheinbar Glück bringen soll.

Wir waren Gäste bei Rusland in Vidyaranyapura, einem kleinen Brahmanendorf gleich neben Sringeri. In einem herrlichen Sitz mit grossem Garten, worin Tulsipflanzen, Palmen, Hibiskus, Lilien und vieles mehr wuchs, durften wir uns wie zuhause fühlen. Die Kulisse war zauberhaft, und die Geräusche der Natur zum Teil völlig neu und überraschend. Was mich immer wieder aufhorchen liess und mit Freude erfüllte, waren die Puja-Glöcklein die aus den Nachbarhäusern erschallten zu den morgendlichen und den Abendstunden. Man spürte förmlich, dass an diesem Ort die Spiritualität noch lebendig und in den Alltag eingewoben ist.
Während unseres Aufenthaltes bei Rusland machten wir Begegnungen mit russischen Freunden, Nachbarn und Freunde vom Ort. Die Veranda war ein Platz des regen Austausches, mit philosophischen Gesprächen und gemütlichen Zusammenseins. Gerne erinnere ich mich auch an Sharat, ein blutjunger Student aus dem Norden Indiens, welchem seine Eltern ermöglichen ein Sanskritstudium zu machen. Seine Kochkünste, und auch seine Hingabe an die Sprache haben mich zutiefst berührt, ich hab da eine Präsenz und Aufmerksamkeit gespürt, die selten anzutreffen ist.

Von hier aus machten wir die verschiedenen Ausflüge zu den Tempelanlagen und auch zum Math nach Hariharapura, wo wir bei verschiedenen Yagyas beiwohnen durften. Die Erlebnisse dort sind unmöglich zu beschreiben, das muss man erlebt und gefühlt haben, die Bilder die wir fotografiert haben sprechen schon für sich, doch die MANTRAS und die Klänge die den Raum erfüllten, wie sie sich zusammenballten und verwebten...... lassen einem nur ehrfurchtvoll erahnen, von welchen Kräften das Universum gehalten wird.... so ist für mich auch das innerste aller Bilder das donnernde Zischen und Dröhnen der Glut in einer der Feuerstätten nach einem Rudra Yagnya.
Ein weiteres „Klangbild“ das mich in der Tiefe berührte war das Innere des erhabenen Shivatempels von Sringeri, in dessen düsteren Gewölbe das Mantra OM NAMAH SHIVAYA widerhallte, es war einfach Frieden......

Ich könnte noch viel mehr Aufzählungen machen, vom Durga-, Kali-, Hanuman- oder vom Krishnatempel. Und von der Reise zum Sitz eines jungen Shankaracharyas, wo ich das Gefühl hatte, völlig aus der Zeit gefallen zu sein in eine Welt, die ich nur vom Träumen kannte. Erlebnisse, die eben ganz mit inneren Erfahrungsdimensionen zu tun haben und die nicht so einfach erklärt werden können.

Es ist mir ein Anliegen darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht wissen, wie lange uns diese Kultur erhalten bleibt. Meinem Empfinden nach sehe ich die Notwendigkeit, diese Kultur zu erhalten und zu schützen. Unsere Spenden, aber auch unser Interesse, die Präsenz vor Ort, und vor allem unsere täglichen Meditationen tragen dazu bei, dass diese jahrtausendalte Kultur lebendig bleibt, in ihrem Wert erkannt wird und ihre wundervolle Wirkung entfalten kann – das Glück im Leben zu erfahren.

Indien hat definitiv mein Herz gewonnen und ich muss gestehen, ich bin so froh darüber, denn ich hatte ein bisschen Angst, dass ich vielleicht doch getäuscht, enttäuscht würde. Doch will ich an dieser Stelle auch deutlich erwähnen, wahrscheinlich sind es nur noch wenige Plätze, wo sich die Spiritualität so klar ausdrückt, dass alles Umgebende heilig erscheint. Und ein bisschen, ein bisschen sehr fest vermute ich sogar, hat es mit dem eigenen Herz zu tun.